Neugeborener Planet auf Bildern zu sehen
Das European Southern Observatory hat mit seinem Very Large Telescope (VLT) die Entstehung eines Planetensystems erfasst. Erfahre mehr über dieses neue System und die speziellen Tools, die diese Beobachtung ermöglicht haben.
Was passiert, wenn man ein Very Large Telescope (VLT) mit speziellen weltraumtechnischen Werkzeugen kombiniert? Ein neugeborener Planet wird entdeckt. Im Juli 2018 nutzten Astronomen des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg die Europäische Südsternwarte in Chile, um den Planeten PDS 70B zu entdecken. Außerdem fanden sie den Planeten neben einem Zwergstern.
„Zwergstern – jeder Stern mit durchschnittlicher oder geringer Leuchtkraft, Masse und Größe.“
Europäische Südsternwarte
ESO betreibt drei einzigartige Standorte in der Atacama-Wüste in Chile. Die als La Silla, Paranal und Chajnantor bekannten Standorte verfügen über erstklassige Möglichkeiten. Der erste Standort der ESO befindet sich in La Silla, einem 2400 m hohen Berg, 600 km nördlich von Santiago de Chile. La Silla verfügt über mehrere optische Teleskope mit Spiegeldurchmessern von bis zu 3,6 Metern. Das 3,5-Meter- New Technology Telescope verfügt über einen computergesteuerten Hauptspiegel. Diese neue Technologie funktioniert jetzt auf vielen der aktuellen Großteleskope der Welt.
In Paranal befindet sich das Very Large Telescope Array (VLT), das weiterhin das Aushängeschild der europäischen Astronomie ist. Paranal liegt ca. 130 km südlich von Antofagasta in Chile. Das VLT verfügt über vier Unit-Teleskope. Jedes hat einen Hauptspiegel mit einem Durchmesser von 8 Metern. Mit einem Unit-Teleskop wurden Bilder von Himmelsobjekten mit einer Stärke von nur 30 in einer Stunde Belichtung aufgenommen. Dadurch können Wissenschaftler Objekte vier Milliarden Mal schwächer sehen als mit bloßem Auge. (ESO 2018)
Darüber hinaus verwenden sie das VLT als riesiges optisches Interferometer. Dies bedeutet, dass das Teleskop Wellenlängen im nahen Infrarotbereich sehen kann. Dies macht es zu einem wichtigen Werkzeug bei der Suche nach neuen Sternen. SPHERE, ein Instrument zur Planetenjagd auf ESOs VLT, hat das erste bestätigte Bild eines Planeten aufgenommen, der sich in der Nähe eines jungen Sterns bildet.
Neugeborener Planet
Der neugeborene Planet PDS70B bewegt sich derzeit durch Gas und Staub um den sehr jungen Stern PDS 70. Darüber hinaus glauben Wissenschaftler, dass die Atmosphäre des Planeten bewölkt erscheint. Wie weit vom Stern entfernt kreist der Planet PDS70B? PDS70B befindet sich rund drei Milliarden Kilometer vom Zentralstern entfernt. Zum Vergleich: Uranus und die Sonne haben ungefähr den gleichen Abstand. Die Analyse zeigt, dass die PDS 70b ein riesiger Gasplanet ist, dessen Masse ein paar Mal so groß ist wie die des Jupiters. Die Oberfläche des Planeten hat eine Temperatur von etwa 1000 °C. Im Moment gibt es nichts anderes in unserem Sonnensystem, das solch einer Temperatur nahekommt.
Der dunkle Bereich in der Bildmitte ist auf einen Coronagraph zurückzuführen. Ein Koronagraph-Werkzeug ist am Teleskop befestigt. Es blockiert das direkte Licht eines Sterns, sodass Wissenschaftler Objekte in der Nähe sehen können. Ohne den Koronagraph würde der helle Glanz des Sterns es ihnen unmöglich machen, etwas zu sehen. Ohne diese Maske wäre das schwache Licht des Planeten von der intensiven Helligkeit der PDS 70 völlig überwältigt.
Thomas Henning, Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie und Leiter der Teams, fasst das wissenschaftliche Abenteuer zusammen: „Nach mehr als einem Jahrzehnt enormer Anstrengungen beim Bau dieser High-Tech-Maschine können wir mit SPHERE die Früchte der Entdeckung von Babyplaneten ernten!” Wir freuen uns darauf, in Zukunft weitere Planeten zu entdecken.